Renault R4 E-Tech Probefahrt - Erfahrung - Fahrbericht Fazit - Test und Probleme - Fragen und Antworten nach der Fahrt

  • Hi Zusammen,

    nun habe ich den R4 Etech Probe gefahren. Es war die 150PS Variante mit großem Akku in der Techno Variante. Aber der Händler hatte insgesamt vier R4 im und um den Laden stehen in verschiedenen Farben und Varianten. Gefahren bin ich von Ettlingen über Bad Herrenalb nach Loffenau auf der Landstrasse. Wer die Strecke kennt weiß, daß sie sich gut für eine Probefahrt eignet. Geraden, Kurven sogar Kehren, Ortsdurchfahrten, Begrenzungen, usw. ... alles vorhanden wo man sich von solch einem Auto in einer guten Stunde einen ersten Fahreindruck machen kann.


    Voraus schicken möchte ich, daß mein subjektiver Bericht von Fahrzeugen beeinflußt ist, die ein bis drei Klassen über dem R4 liegen. Aber wir suchen ja selbst einen Kleinwagen als Zweitwagen. Aber entschuldigt vielleicht, daß mein Anspruchsdenken eventuell etwas oberhalb des R4 liegt. Ich versuche zumindest halbwegs objektive Kommentare und Erfahrungen mitzuteilen.


    Los gehts mit dem äusseren Eindruck: Der R4 ist ein verhältnismäßig großer Kleinwagen und steht sehr bullig in der Sonne heute. Es gab vier Farbvarianten live zu bestaunen. Hier MEIN völlig SUBJEKTIVER Geschmackseindruck:


    1.) Weiß mit schwarzem Dach: Finde ich sehr schmucklos und steht dem R4 nicht wirklich, das wirkt fast etwas langweilig am R4. Immerhin gibt es einige Kontraste mit einer langweiligen Farbe für diese Karosserieform. Und das sagt jemand der einen weißen i4 aktuell fährt.


    2.) Weiß mit schwarzem Dach und schwarzer Fronthaube: Ist nicht ganz so schmucklos wie komplett weiß und hat halt einen Kontrast Akzent mehr, aber ich glaube mir gefällt die schwarze Fronthaube grundsätzlich nicht am R4. Das passt einfach nicht zu diesem Typ Auto.


    3.) Komplett schwarz: Für mein Auge noch schmuckloser als weiß und so richtig langweilig. Schwarz passt überhaupt nicht zum R4 in meinem Auge, aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache über die man herrlich streiten kann. So sieht der R4 für mich nach gar nichts aus und ist einfach ein Klotz schwarzen Blechs mit einer Grundierung drauf. Viele Formen, Sicken, etc. werden im dunklen Schwarz komplett erstickt, die gesamte Karosserie ist damit irgendwie begradigt, Null attraktive Kontraste. Das Auto sieht irgendwie unfertig gebaut aus. Das Schwarz ist ein absolutes NoGo für mich am R4. Und das sagt jemand, der 17 Jahre 5x 5er in schwarz gefahren hat. Dort sieht das Schwarz sehr edel aus.

    4.) Baby blau: Das war der Testwagen. Eine durchaus hübsche Farbe und passend zum R4 mit angenehmen Kontrasten. Aber leider springt bei mir der Funke mit Himmelblau auch nicht richtig über, obwohl unser 2er auch blau (allerdings dunkelblau) ist und damit wunderschön aussieht. Aber hellblau passt immerhin ganz gut zum R4 und zeigt die schönen Formen und Details auf.

    5.) Karmesin Rot: Die Farbe habe ich für mich im Konfigurator schnell ausgeschlossen, aber der reale Eindruck dreht den Konfigurator Eindruck um 180°. Eine richtig schöne Lackfarbe in dunkelrot mit starken um nicht zu sagen auffälligen metallic Akzenten im Lack. Der Lack und die Farbe sind der Hammer am R4. Lasst Farbe in euer Leben kann ich da nur sagen. Mich wunderte sofort nach dem ersten Rundgang um dieses Fahrzeug, warum Renault diese Farbe ohne Aufpreis anbietet und nicht das schmucklose Weiß oder das noch schmucklosere Schwarz. Da bin ich BMW geschädigt vermutlich, die die Kunden über die schwachen Farben zum Aufpreis zwingen.

    Ganz und gar nicht bei Renault mit dem Karmesin Rot, ein toller metallic Effekt und der Farbton hat mich spontan abgeholt, obwohl ich eigentlich nicht zu roten Autos tendiere. Formen, Details und Kontraste kommen trotz dunklem Akzent voll zur Geltung. Ab sofort steht diese Farbe neben dem Mintgrün und dem Terracotta im Fokus. Von den beiden Letzteren war leider kein Exemplar live zu sehen. Die muss ich irgendwo anders noch live anschauen, nachdem der R4 irgendwie völlig anders auf Farbe reagiert wie gewohnt, so daß ich das erst live sehen muss bevor ich entscheide. Karmesin Rot jedenfalls ist ein Knüller für mich und kommt absolut in Frage. Dieses Rot betont herrlich die markanten Formen des R4. Völlig im Gegensatz zum Weiß oder gar Schwarz. Das ist natürlich rein subjektiv und vor allem Geschmackssache.

    Ich habe Bilder von allen vier Autos gemacht. Sollte ich es schaffen die hier rein zu bekommen lege ich die im Farben Bereich ab, dann kann sich jeder seine eigene Meinung bilden. Klar ist für mich nun, daß beim R4 eine Beurteilung am Computer zur Farbe schwer fällt und falsch ausfallen kann. Hier empfehle ich schon mal klar das vor der Bestellung live anzuschauen.

    Nun konnte ich auch die Techno und die Iconic Ausstattung direkt vergleichen, weil beides live zu sehen war. Beide Ausstattungen kommen vom Look & Feel bzw. Haptik in Frage und wirken beide nicht billig und sogar qualitativ ansprechend. Die Iconic Ausstattung ist allerdings eine Klasse edler für Auge, Sitzgefühl und Finger. In dem guten "Techno Jeans - Stoff" sitzt man etwas strammer aber sehr bequem drin. Nichts beleidigt mein Auge und Hintern, ich finde alles angemessen oder sogar gut für Klasse und Preis. Vergleiche mit dem I4 oder dem 2er verbieten sich und die will ich gar nicht erst anstellen.

    Man fühlt sich in beiden Varianten wohl, wenn gleich ich bereits an der Stelle die Techno Variante für mich ausschliesse, weil die Innenausstattung Iconic einfach einen Schritt weiter geht und einen Hauch von Luxus und gleichzeitig "Frische" verströmt. Die Anfassqualität der Sitze liegt spürbar über der Techno Ausstattung auch wenn es an dieser nichts zu beanstanden gibt. Der Teilleder Mix verbunden mit dem Stoff fühlt sich etwas weicher, komfortabler und noch bequemer an. Das Bessere ist der Feind des Guten ...

    Außerdem sieht der Iconic Look und Farbgebung einfach besser aus. Im Konfigurator sieht der Kunstlederanteil heller aus wie live. Der fällt nämlich fast schwarz oder dunkel anthrazit aus. Das gefällt mir so richtig gut und das hat mich auch sofort abgeholt da brauche ich nicht lange nachdenken mehr bei der Auswahl mal abgesehen von den weiteren Extras der Iconic Variante. Sogar Kleinigkeiten wie der gelbe Streifen, die Kontrastnähte und Absteppungen, das sieht schon fast aus als wäre es vom Sattler Mass gefertigt. Die Iconic Qualitätsanmutung liegt über Kleinwagen Niveau.

    Die Sitze sind geradezu überraschend komfortabel und auch für etwas korpulentere Menschen wie mich bequem. Hier werde ich vom 2er und 4er her gesehen wenig bis keine Abstriche empfinden im R4. Zwar ist im R4 die ganze Sitzanlage mechanisch einzustellen, aber das geht sehr einfach und mit großem Verstellbereich. Das Raumgefühl vorn ist insgesamt großzügig. Ich bin 1,86m groß und habe überlegt ob ich wirklich die hinterste oder zweithinterste Raste des Sitzes brauche. Selbst im letzten 5er war mir die hinterste Einstellung des Sitzes nicht weit genug vom Lenkrad weg. Nicht so im R4 - bemerkenswert flexibel.

    Der Lenkrad Einstellbereich ist gut, aber nicht sehr gut. Hier würde ich mir etwas mehr Verstellfreiheit wünschen besonders weil der Höheneinstellbereich des Sitzes sehr weit ist. Durch die gute Kopffreiheit hat man die Wahl entweder höher oder etwas tiefer zu sitzen. Beides ginge für meinen Körperbau. Ich bevorzuge eher eine tiefe Sitz Einstellung und des Lenkrades und wenn ich tief sitze steht mir das Lenkrad noch eine Spur zu hoch in der niedrigsten Stellung. Dann gehe ich eben mit dem Sitz einen Ticken höher und gewöhne mich daran - so passt´s.

    Aber das ist sehr subjektiv, gewohnheitsbedingt und Jammern auf hohen Niveau. Ich "lümmle" halt eher im Sitz nach 30 Aussendienstjahren. Ich weiß eine schlechte Angewohnheit. Es wird sicher jeder eine angenehme Sitzposition finden. Für uns ist diese Flexibilität wichtig, weil meine Frau doch ein ganzes Stück kleiner ist und wir bei Fahrerwechsel weit umstellen müssen. Das Platzangebot vorn ist insgesamt eher eine Klasse höher einzustufen. Hinten habe ich nur rein geschaut, weil das für uns nur zum Transport irgendwelcher Sachen wichtig ist, aber es geht in Ordnung für die Klasse und Menschen bis 1,80m dürften auch dort gut sitzen.

    Viele Blogger kritisieren die "Klavierlack" Applikation. Das kann ich so gar nicht verstehen. Vermutlich hat einer mal angefangen damit und alle anderen plappern das nach ehe auch nur einer mal anderer Meinung ist. Nun, ich sehe das anders. Mir gefallen diese schwarzen Klavierlack Applikationen sowohl im Lenkrad wie auch über die gesamte Innenraumfront verteilt. Auch aussen ein netter Akzent. Gut gemacht Renault! Das macht den R4 nicht nur einen Ticken edler, es sieht auch wirklich gut aus und fasst sich noch besser an. Hartplastik an Stellen wo ich fast nie hinschaue und schon gar nicht anfasse normal ist sowas von Latte dagegen. Das braucht man nicht mal erwähnen, denn das ist so in der Klasse und auch bei größeren Fahrzeugen, die normal einen anderen Anspruch haben sollten. Alles nur noch Rotstift dort.


    ......... Ende Teil 1 .............

  • ....... Anfang Teil 2 ........


    Zu den drei Lenkstockschaltern links, die vielleicht für nicht Renault Fahrer gewöhnungsbedürftig sind. Nein das sind sie nicht! Nach kurzem Anschauen der Funktionalitäten und nach zwei-, dreimal ausprobieren hat man das drin und dann ist das auch gut so. Alles andere was ich so hörte mutet für mich so an als ob die sogenannten Influencer nicht mehr wirklich wissen über was Sie berichten sollen. Manche können nicht mal das Datenblatt richtig lesen und haben sich vor ihrem "sogenannten" Bericht nicht mal fünf Minuten mit dem Auto beschäftigt. Das meiste was ich gesehen habe dazu ist Nonsens und reines "Fishing for Clicks". Ich stehe den drei Lenkstockschaltern neutral gegenüber. Das ist ein weiteres Bedienkonzept genau so gut oder schlecht wie andere auch, reine Gewöhnung fertig. Man kennt es vielleicht eher anders, aber Renault will es anders machen. Warum muss denn alles gleich sein ...?! Es bringt aber weder Vor- noch Nachteile.


    Zu den Klimatasten: Niemals hätte ich gedacht, daß solche Schalter für mich mal entscheidend für die Wahl eines Autos sind. Machen die sogenannten Premium Hersteller auf diesem tastenlosen Minimalismusweg weiter, dann bin ich als Kunde bei denen raus. Die BMW Entwickler würde ich in Zwangsjacken stecken und reihenweise in den R4 setzen um das anzuschauen wie man das richtig macht und anschließend den Befehl erteilen das Gehirn auszuschalten, kein weiteres Meeting und Diskussion zu führen und das exakt so zu kopieren, aber exakt so. Das ist perfekt von Renault umgesetzt, haptisch und funktional top. Hier sehe ich kein weiteres Verbesserungspotenzial. Alles andere dazu ist dann ab Platz 2 zu finden und dahinter. Mehr gibt´s dazu nicht zu sagen.


    Kofferraum und Gepäckabteil hatte ich schon im vorigem Post beschrieben, das ist für diese Fahrzeugklasse aussergewöhnlich gut, besser geht das nicht für ein 4,14m langes Fahrzeug. Hier gibt es auch kein Verbesserungspotenzial mehr. Selbst in größeren Autos habe ich schon schlechtere Gepäckabteile und -optionen gesehen und gehabt.


    Zur Probefahrt:

    Nun konnte ich die wesentlichsten Funktionen im Cockpit testen. Sicher nicht alle, aber das Wichtigste. Bis zum Schluß konnte ich nicht wirklich das nervige Gebimmel abschalten, aber das geht sicher denn man kann auch die Lautstärke der verschiedenen Töne beeinflussen. Zwar kann man das obernervige Gebimmel für Geschwindigkeitsübertretung ausschalten, aber es bimmelt immer noch bei jedem Begrenzungswechsel, das nervt. Aber ich habe gesehen, man kann die Lautstärke dafür auf Null setzen. Nur hatte ich keine Zeit mehr das zu prüfen.


    Die komplette Bedienung ist für mich fast selbst erklärend und ich brauche für die notwendigsten Funktionen keine BDA. Google Maps läßt sich logisch und intuitiv bedienen und bietet im ersten Wurf keinen Anlass zur Kritik. Gut gemacht Renault! Das Display Mitte ist zwar nicht besonders groß, aber sehr guter Standard. Aber groß genug. Klassen gemäß - auch gut für mich. Das Dashboard hinter dem Lenker ist bunt und mit zu vielen Animationen ausgestattet. Das spricht vermutlich eher auch ein jüngeres Klientel an. Aber es ist durchaus nicht unchic. Das Display wirkt bunt und es gibt reichlich Infos, so daß ich im ersten Wurf nichts vermisse auf der Probefahrt, aber anfänglich ist mein Auge etwas überfordert bis ich dann weiß wo was ist, daß ich grade wissen will. Hier wäre ein Ticken weniger ein Ticken mehr gewesen.


    Nun zu einem für mich wichtigen Ausstattungsdetail, dem autonomen Fahren Level 2. Ich mußte erst ein wenig probieren bis ich geschnallt habe wie der mit den verschiedenen Knöpfen zu bedienen ist. Das ist im BMW besser umgesetzt. Aber ich hatte schnell identifiziert wie es funzt und dann hat es auch Spaß gemacht. Er liest die Begrenzungen sauber ein und schaltet schnell das Tempo um. Aber ich konnte keine Lenkbewegung feststellen wie ich das vom BMW gewohnt bin. Das ist kein autonomes Fahren Level 2! Das ist ein einfacher ACC, ein sogenannter Radar basierender Abstands-Tempomat mehr nicht. Ausschliessen möchte ich für heute nicht, daß ich vielleicht die Lenkfunktion gar nicht eingeschaltet habe, weil nicht gefunden oder dieses Fahrzeug die Level 2 Regelung gar nicht verbaut hatte. Sehr schade für diese Probefahrt. Die meisten Nutzer dieser Klasse werden das wahrscheinlich nicht brauchen. Ich bin so daran gewöhnt, daß ich das sehr gerne auch in einem solchen Fahrzeug haben würde.


    Zur Leistungsentfaltung und Fahrkomfort: Einen Vergleich zu dem was ich gewohnt bin an Leistung verbietet sich ganz einfach. Hier einfach meine Eindrücke reduziert auf einen Kleinwagen und so weit es geht objektiv. 150PS schieben den R4 ausreichend hurtig voran. Wenn er sich mal bewegt beschleunigt er auch angenehm. Aber das ist weit weg von sportlich oder von dem was ich mit bisherigen EV Eindrücken verbinde. Um es klar zu sagen die 150PS reichen für die gut 1,5 Tonnen völlig aus für alles im öffentlichen Verkehr und Alltag. Mehr darf man aber nicht wissen wollen in dem Bereich. Der 120PS Antrieb ist schon ohne Test für mich ein NoGo mal abgesehen vom zu kleinen 40 kWh Akku. Diesen Antrieb möchte ich gar nicht mehr ausprobieren.


    Der Fahrkomfort ist EV typisch hoch - höher wie in jedem Verbrenner -, aber nicht sehr hoch für ein EV. Das ist bisher das lauteste EV, das ich gefahren bin. Nicht falsch verstehen der R4 fährt enorm ruhig, wenn man nur Verbrenner gewohnt ist. Der R4 ist ausgesprochen angenehm und sehr komfortabel von der Innenwahrnehmung. Aber da ist eine Frequenz im Innenraum, die ich im EV eigentlich nicht erwarten würde und auch nicht wirklich gut finde oder eben ungewohnt ist. Aber es ist trotzdem sehr ruhig bei 80-110km/h Landstrassentempo (schneller konnte ich nicht fahren). Hier würde ich in Schlulnoten eine 3+ vergeben. Aber wieder gilt für einen Kleinwagen und den Preis ist das noch gut für ein EV - nicht mehr und nicht weniger.


    An der Stelle muss ich mal sagen, daß man in dem Punkt kein größeres EV testen sollte, denn dann ist die Freude über den sehr guten Fahrkomfort im R4 als EV vorbei. An dieser Stelle ist sehr viel Luft - um nicht sagen um Welten - für den Renault R4 nach oben. Den Begriff "Welten" verwende ich ungern, weil ich den selbst blöde und eigentlich übertrieben finde. Aber verglichen mit einem i4 oder i5 wähnt man sich tatsächlich in einer anderen Welt des neuen Autofahrens. Wieder weiß ich, daß der Vergleich hirnrissig ist und noch mehr hinkt, aber das muss halt auch mal gesagt werden, daß man mit dem R4 als EV kein Highend erhält.


    Die Motor Power an sich ist ausreichend für alles was man mit diesem Auto machen will, aber überholen auf kürzeren Geraden muss man sich gut überlegen. Hier muss man schnell in den Fahrmodi wühlen um Sport einzulegen, damit es maximal vorwärts geht. Das ist sicher nicht die Domäne des R4. Apropos Fahrmodi. Die Multisensetaste finde ich richtig klasse und gut positioniert. Aber warum muss man erst mit einem Druck das Menü öffnen und dann durchklackern in den Modi. Ein Tastendruck zu viel und man braucht noch eine Denksekunde nach dem Menü öffnen oben drauf bis man die Modi wählen kann. Die Zeiten fehlen dann beim schnellen Entschluß zum Überholen. Die Fahrmodi haben einen sehr guten Spread, man spürt die Unterschiede deutlich. Der ECO Mode ist allerdings schon sehr lahm ausgelegt und nur zum Mitschwimmen geeignet und wenn man alles rausholen will an Reichweite. Komfortables Fahren geht ab dem "Comfort" Modus aufwärts. Beim R4 müssen die Fahrmodi als aktives Schaltelement betrachtet werden, wenn es rund herum Spaß machen soll.


    Genauso wie die beiden Schaltpaddels für Rekuperation am Lenkrad, die früher eine sequentielle Gangschaltung darstellten. Eine geniale Renault Idee für diese Funktion. Sofort habe ich diese beiden Wippen aktiv verwendet. Auch dieses Element sollte man als aktive Fahrhilfe verstehen. Da sind alle anderen Hersteller eher einfallslos bislang oder ich habe das noch nirgends wo anders gesehen.


    Zur Reichweite kann ich noch nicht viel sagen, weil die Strecke zu kurz war. Aber die Anzeigen und die gefahren Kilometer sagen mir, daß 300km bei diesen guten Bedingungen keine Herausforderung darstellen. Ich würde sogar sagen mit normaler, intelligenter Ausnutzung des Streckenprofils sollten auch 350km noch leicht drin sein bei sommerlichen Temperaturen. Sogar die WLTP Reichweite könnte an optimalen Tagen möglich sein, wenn man sich etwas zusammenreißt und die Energie Spartricks anwendet auch ohne ein Verkehrshindernis zu werden. Erfahrene EV Fahrer dürften sehr schnell mit dem R4 an die WLTP Reichweite heran kommen.


    ........ Ende Teil 2 ...........

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    seit Februar 2017: BMW 228i Cabrio

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  • ........ Anfang Teil 3 ..........


    Mein Fazit zu diesem Themenbereich ist, daß die Leistung ausreicht und angenehm ist, aber das war es auch. Das ist sicher nicht der Schwerpunkt des R4. Besonders hervorheben möchte ich, daß das natürlich Ansichtssache ist und von welchem Standpunkt man kommt. Mir reicht es im R4, mehr nicht.

    Das Fahrwerk hingegen ist für die Klasse ein guter bis sehr guter Kompromiss. Es deckt alles ab was man braucht im Alltag und der R4 liegt eher komfortabel auf der Strasse, aber keinesfalls schwammig. Der R4 ging bis zu den 110km/h spurstabil auch über Bodenwellen und ich kann mir gut vorstellen, daß das bis zum Topspeed so bleibt, denn der R4 liegt trotz der Höhe satt auf der Strasse. Kurz über eine kleine Wiese geräubert sagt mir, daß die etwas erhöhte Bodenfreiheit auch sowas leicht wegsteckt und gut meistert. Am Fahrwerk sehe ich sehr wenig Verbesserungspotenzial.

    Allerdings quietschen die GJR Reifen schnell sowohl beim Einbremsen in Kurven hinein als auch beim Herausbeschleunigen aus solchen Kurven. Ich mußte ein paar Mal darüber schmunzeln und fragte mich ob die Renault Entwickler das so hingetrimmt haben als Reminiszenz an den Ur-R4. Wenn das Absicht war, dann ist es klasse gemacht. Wenn nicht muss man sagen sowas geht sicher besser und neutraler. Die Wankbewegungen in Kurven sind spürbar, halten sich aber in angenehmen Grenzen und fühlen sich nicht gefährlich an. Man fährt mit dem R4 einfach nicht schnell oder gar sportlich. Wer das erwartet sollte sich woanders umschauen.

    Das Reifenformat ist mit der hohen 60er Wange auf Komfort ausgelegt und das spürt man in Verbindung mit dem Fahrwerk sehr gut. Über normale Landstrassen schwebt der R4 richtig - das macht einfach Spaß und führt zum wohligen Fahrgefühl. Eine akzeptable Rückmeldung von der Strasse bleibt erhalten. Gute Reifenwahl von Renault mit diesem Fahrwerk.

    Dann eine Überraschung für mich gleich nach dem Einsteigen und erst recht immer mehr während der Probefahrt. Auf der Webseite und den verschiedenen Youtube Videos hätte ich den R4 als einen etwas hochbeinigen, aber normalen PKW eingestuft. Das Fahrgefühl ist aber spontan anders. Das es sich um einen SUV handelt wie die Werbung vermitteln will, habe ich bisher belächelt. Sicher ist das kein echtes SUV, aber der R4 liegt für mich näher am SUV als an einem tiefer liegenden (ungetunten), normalen PKW. Man sitzt einfach etwas höher und hat eine sehr gute Rundumsicht. Das fühlt sich gut an muss ich sagen, obwohl ich seither anderer Meinung war. Für mich ein überraschend positiver Fahreindruck. Ich mochte das sofort, obwohl ich es nicht gewohnt bin. Höher möchte ich aber auch nicht sitzen im Auto - aktuell zumindest nicht. Aber man lernt jeden Tag etwas dazu.

    Montiert waren wie schon gesagt GJR von Goodyear, der sehr leise, komfortabel und recht angenehm zu fahren ist, da auch weitgehendst ein neutrales Fahrgefühl vermittelt wird. Die Haftung bei sehr warmen Temperaturen war gut bis auf die kleinen Quietschereien. Ob das dem Reifen oder der Fahrwerksauslegung zuzuschreiben ist wird man erst wissen, wenn man einmal einen anderen Reifen ausprobiert. Ich würde die GJR auf jeden Fall bestellen wollen.

    Gesamtfahreindruck: Es hat mir sofort Spaß gemacht im R4 zu fahren und ich habe mich ohne Eingewöhung sofort wohl gefühlt. Um die Kurven zu räubern macht Laune und die Quietscherei der Reifen ist eher belustigend denn beängstigend, aber man kann ja ein "Muggeseggele" langsamer tun. Beeindruckend ist das angenehme Sitzgefühl im R4 und dessen Verstelloptionen. Da bleibt kein Auge trocken nicht für Sitzriesen und nicht für kleinere Menschen. Besser geht das kaum in so einem Auto.

    Will ich den R4 nun bestellen? Vermutlich ja, weil ich im Kleinwagensegment keine echte Alternative sehe mit meinem Anforderungsprofil und es nicht wirklich einen relevanten Kritikpunkt gibt. Der R4 ist bereits im ersten Wurf ein komplettes Auto. Im Laden stand noch ein Hyundai Inster, den ich mir auch angeschaut habe. Damit will ich nicht mal eine Probefahrt machen, der geht nicht für mich. Für mich auch gar kein ernster Wettbewerber, denn der R4 ist mindestens eine halbe Klasse höher einzustufen. Auf die Frage nach dem Plein Sud wußte der Verkäufer nicht wann der kommt. Da habe ich nicht weiter gefragt es kommt sowieso wie es kommt und für mich kommt eh nur der Plein Sud in Frage.

    Nun versuche ich mich mal an einer Bewertung für Kleinwagen wie es andere machen, obwohl ich sowas eher suboptimal finde - 5 Sterne ist das Maximum:

    1.) Äusserer Gesamteindruck: 4,5 Sterne - (Deshalb weil der R5 noch einen Ticken besser aussieht)
    2.) Eindruck Innenraum: 5 Sterne - (Weil das für die Größe des Fahrzeugs nicht besser zu machen ist)
    3.) Anmutung Cockpit / Technik: 4 Sterne - (Weil es in dem Segment kaum besser geht, alles vorhanden ist, aber das autonome Fahren Stufe 2 nicht drin oder spürbar war, das muss ich nachtesten und das könnte sich noch ändern. Ausserdem ist es mir hinter dem Lenkrad zu bunt und etwas zu viel los)
    4.) Sitze / Bequemlichkeit / Flexibilität: 5 Sterne - (Ich sehe nicht wie das besser gehen soll ausser alles geht noch elektrisch, was untypisch für die Klasse wäre)
    5.) Motorleistung: 3 Sterne - (Der Motor ist keine Macht, aber kann alles was man braucht)
    6.) Fahrwerk: 4 Sterne - (Absolutes Allround Fahrwerk, das eigentlich keinen Wunsch offen läßt. Weil er sich ein wenig in der Kurve neigt und das lustige Quietschen zu hören war 1 Stern Abzug)
    7.) Nutzwert: 5+ Sterne - (ohne Worte - einfach optimal)

    Das waren meine Erfahrungen beim heutigen Rundgang in einem anderen Autohaus als beim letzten Mal samt erster Probefahrt. Natürlich kann man anderer Meinung sein, andere Prioritäten haben und ein anderes Empfinden zu verschiedenen Punkten haben besonders bei optischen Aspekten und Ausstattung, die ja sowieso Geschmackssache sind. Noch ein Schmankerl am Rande, ich konnte in 65 Minuten Probefahrt keinen einzigen Firmware Bug finden, trotz das ich ein Weilchen am Strassenrand gewühlt habe. Das ist sehr gut, denn das kenne ich auch ganz anders für ein neues Auto.


    Da zu diesem Zeitpunkt noch wenige eigene Erfahrungen hier geschrieben wurden, bitte ich euch teilt eure Besichtigungs- und Fahreindrücke mit, die mich sehr interessieren würden. Vielleicht muss ich noch auf was anderes achten, habe etwas übersehen, denn so viel Zeit war ja nicht. Ich hoffe es ergibt sich ein etwas regerer Erfahrungsaustausch als bisher zu live Endrücken. Den Konfigurator kann jeder selbst wälzen. Sollten Punkte von Interesse sein, die ich nicht beschrieben habe, dann fragt einfach. Bei mir wird der nächste Schritt sein meine Frau in den R4 zu setzen, denn Frauen haben in der Regel ganz eigene Ansichten und Prioritäten zu solch einem Gefährt.


    Fazit: Der R4 ist ein rund herum gelungenes und bereits ab Erscheinen kompletter Kleinwagen mit sehr hohem Nutzwert und ohne nennenswerte Schwächen. Wer keinen Sportwagen erwartet und sich von unnütz hoher Motorleistung verabschieden kann, der bekommt ein Auto das in der Klasse verdammt nah an der Eier legenden Wollmilchsau liegt. Für mich eine absolute Empfehlung.

    Sonnige Grüße,
    Jürgen

  • Hi Thomas,

    die meisten dieser sogenannten Influencer machen es ja auch nur wegen Geld und sind irgendwo angestellt. Viele haben nicht mal Spaß oder Interesse am Auto, das merkt man schnell an deren Eindrücken und Aussagen, wenn sie überhaupt ernst zu nehmende Eindrücke haben. Und 80% der Berichte sind derart oberflächlich und undetailliert, daß es reine Zeitverschwendung ist das anzuschauen. Man muss zeitweise aufpassen, daß man keinen Zeitfressern aufliegt.

    Mein Bericht und Fahrversuch resultiert aus Interesse an dem Fahrzeug und weil ich inzwischen ernsthaft über einen Kauf nachdenke, sobald wir einen Zweitwagen brauchen. Und da ein Zweitwagen bei uns vermutlich 5-8 Jahre verweilen wird, muss ich schon genau wissen für was ich Kohle ausgebe.

    Ist also reines Eigeninteresse. Man könnte sagen ich notiere meine Gedanken zu dem Erlebten mit dem Auto öffentlich. Vielleicht hat noch jemand anders was davon.


    Außerdem reicht es mir einfach nicht den Konfigurator zu befragen, ich muss so ein Fahrzeug schon ein Weilchen haptisch, von der Bedienung, Bequemlichkeit und während der Fahrt erleben. Außerdem muss ich wissen, ob ich mich mit der Firmware anfreunden kann oder ewig rumärgern muss. Das kann einem die Freude an einem neuen Auto, sei es noch so gut, völlig versauen und ich weiß wovon ich spreche. Ich bin selbst die gut zwei Duzend Firmenwagen vorher Probe gefahren, bevor ich die habe ordern lassen.

    Viele Grüße,
    Jürgen

    seit April 2025: BMW i4 eDrive40
    seit Februar 2017: BMW 228i Cabrio

  • ... ja nun. Ich missbillige auch die Strategien einiger Hersteller, aber ich schliesse nichts von vorn herein aus. Bei den Firmenwagen unterlag ich halt den Vorgaben meiner Arbeitgeber, die mir aber immer ein vernünftiges Auto vor die Haustür gestellt haben.


    Was mir gegen den Strich geht ist, daß besonders bei teureren Fahrzeugen gute Entwicklungen eingespart werden nur um die Marge zu verbessern. Und inzwischen ist auch egal ob das auffällt. Man fühlt sich als Kunde verarscht von solchen Entscheidungen. Es ist geradezu so im Moment, daß es eine Art Wettbewerb zu geben scheint immer weniger immer teurer zu machen. Das wird bei den sogenannten Premium Herstellern ein Weilchen gehen, weil der Kunde Marken verbunden ist. Und da nehme ich mich nicht mal aus. Der Mensch ist nun Mal nicht gänzlich objektiv.

    Aber es gibt eine Grenze wo das kippt. Bei dem einen früher, beim anderen später. Hier mal Beispiele:
    - BMW Komfortsitze: bei 5 Generationen 5er Modellen ist dieses 2200€ Aufpreis pflichtige Extra in jeder Generation schlechter geworden. Sogar unser Verkäufer sagt das. Heute ist dieser einstmals beste Sitz im normalen Automobilbau nicht besser als der vom R4 Iconic. Für mich ist das enorm wichtig, da ich schon mehrfach am Rücken operiert bin. Und erst recht, wenn man 60-65tkm im Jahr fährt - beruflich.
    - Ambiente Beleuchtungen verschiedener Hersteller: Das ist ein Luxus Extra, aber das kann unglaublich elegant fast luxuriös wirken und das macht im dunkeln einfach Spaß. Fast oder meistens alles wieder wegentwickelt, der höhere Preis bleibt natürlich.

    - Elektronische, intelligente Lenkstockschalter im BMW: Das hatte man bis Ende der 10er Jahre im BMW perfekt gelöst bis ein Hirni in der Entwicklung von einem Marketer erfuhr, daß in China zwei 120-jährige mit der elektronischen Version dieser Lenkstöcke nicht zurecht kamen. Da hat man sich das Ford T-Modell aus den 30iger Jahren angeschaut und entsprechende Lenkstöcke wieder verbaut in häßlichstem Hartplastig und reduzierter Funktion. Der teure Preis blieb.


    ... ich könnte ewig so weiter machen auch bei Mercedes, besonders bei Audi und auch VW muss natürlich mitmachen. Es ist traurig geworden um die einheimischen Hersteller, deshalb haben die ja auch Probleme zumal sie ohne Probleme zu haben den Markt im Kleinwagensegment und der unteren Mittelklasse fast unbedrängt herschenkten. Sehr schade weil hierzulande viele Arbeitsplätze davon abhängen von solch verfehlter Strategie.

    Ich arbeite in der Halbleiterindustrie und war bei einigen Herstellern zu Gast um Neues zu diskutieren. In den letzten Jahren machen das meine Kollegen hauptamtlich. Die Diskussion in den Entwicklungsabteilungen und bei den Entscheidern kann man hier nicht veröffentlichen, aber da fällt man vom Glauben ab, was da so diskutiert wird.

    Das war Offtopic ... deshalb finde ich es aber erfrischend wie Renault ein Auto im Bereich 40k€ herstellen kann komplett in Europa gefertigt und das in augenscheinlich guter Qualität und mit frischen Ideen. Aber ich habe mich auch lange nicht mit diesem Hersteller mehr auseinander gesetzt. Wie ich schon sagte der R4 kommt absolut in Frage im Kleinwagensegment.

    Wir sind sicher alle gespannt auf den Plein Sud auf den ich persönlich noch warten werde.

    So long,
    Jürgen

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