Hi Zusammen,
zwar habe ich den R4 noch nicht, aber ich muss einmal eine Lanze brechen für das sogenannte automatische Fahren Level 2.
Als Vielfahrer verwende ich den adaptiven Abstandstempomat Tempomat mit all seinen Subsystemen wie allerlei Kollisionserkennungen, Geschwindigkeitserkennungen, automatisches Bremsen und Gas geben, etc. fast seit dem Tag wo es das erste mal in einem Serienauto zur Verfügung stand. Anfangs ging es mir wie vielen, die hier mehr oder weniger sofort nach der ersten Nutzung einen negativen oder ablehnenden Kommentar abgeben. Man fühlt sich fremd bestimmt, das System macht es anders als man es gewohnt ist, etc.
Allerdings funktionierte der erste ACC auch wirklich gruselig das ist heute bei Weitem nicht mehr so. Aber irgendwie hat man versucht sich daran zu gewöhnen. Mit jedem Fahrzeug, das ich bekam gingen die Systeme flüssiger, waren Zuverlässiger und gingen vor allem geschmeidiger. Als ich meinen vorerst letzten Firmenwagen im April diesen Jahres bekam war ich echt überrascht. Einer der größten (vorwärts) Sprünge in der Entwicklung solcher Systeme. Auch bei der Probefahrt des R4 habe ich das sofort geprüft, weil ich "exzessiver" Nutzer solcher Systeme bin. Für mich sind diese Systeme (nicht nur ACC) inzwischen, sie sind ein aktives Fahrelement geworden und der Nutzen ist hoch. Man könnte sagen ich fahre nur noch automatisch unterbrochen an den Stellen, wo ich genau weiß da funzt das noch nicht.
Es führt zu einem ruhigerem und vor allem sicheren Fahrstil in den meisten Verkehrsituationen, zu weniger Tickets und vor allem zu deutlich entspannterem Fahren in der heutigen schon sehr verrückten Verkehrswelt. Die meisten glauben Sie fahren besser als es automatisch geht, aber das ist ein klarer Trugschluss. Der Walter Röhrl kann das vielleicht, der Normalfahrer nicht.
Beispiel: Im Fall des richtigen Sicherheitsabstandes vor allem auf der Autobahn. Ich würde sogar soweit gehen, daß 80% der Leute, die schon viele Autojahre auf dem Buckel haben und wo sich langsam der "Schlendrian" und Routine eingestellt hat, die lernen endlich wieder was genau eigentlich der "richtige" Sicherheitsabstand ist und nicht der gefühlt Richtige ... und diese Gruppe ist enorm überrascht!
Da ich quasi auf der Autobahn lebe und das auch an mir selbst festgestellte und wieder gelernt habe seit es die Systeme gibt, ist das kein subjektives Empfinden sondern erlebte Praxis. Nur wenig Leute können noch 10m, 25m oder 50m wirklich richtig einschätzen und im Auto fahrend schon dreimal gar nicht mehr ... nicht mal annähernd. Es gibt Menschen die glauben aus dem Auto heraus, daß korrekte 10m in ihrem Empfinden nach 30m oder gar 50m sind ... kein Witz das ist so oder Sie lügen sich und anderen die Hucke voll, daß sich die Balken biegen.
Hier ist das erste Problem mit dem Abstandstempomaten. Wer sich erst mal daran gewöhnt hat, hat vermutlich wieder gelernt den "richtigen" Abstand zu halten. Leider empfinden die lieben Mitautobahnbenutzer den eigenen richtigen Abstand als Einladung einen immer wieder auszubremsen beim Spurwechsel. Genau an der Stelle darf man nicht vergessen, daß es nicht das System ist, welches einen so zur Weißglut bringt, sondern die lieben Mitmenschen denen einfach alles nur noch alles Scheißegal ist. Und es ist eben nicht richtig durch diese Erfahrung wieder dichter aufzufahren, was das System ja gar nicht machen darf ... und dann abschalten. Der Schluß daraus, daß das System Müll ist, ist völlig falsch. Es ist das Fehlverhalten der Mitmenschen, das diesen Eindruck vermittelt. Das ist nur eins der vielen Beispiele für reale Wahrnehmung im Vergleich zur Wahrnehmung des Systems und dem was man glaubt wahrzunehmen.
Anderes Beispiel: Fahrt mal jemanden hinterher, der 10km oder gar 20km einer dreispurigen Autobahn mit 100kmh in der Mitte fährt ohne das auf dieser langen Strecke auch nur ein einziges Auto rechts fährt. Dann an der nächsten Aura den Menschen mal höflich ansprechen warum er das denn getan hat. Es ist so gut wie sicher, daß behauptet wird, daß dort alle 200m ein LKW war und noch schlimmer es kam alle Nase lang einer von ganz rechts rüber und man hat Angst davor. Einzige andere Aussageoptin ist, daß man felsenfest davon überzeugt ist die rechte Spur ist ausdchließlich für LKW´s vorhanden. Die Leute verwetten auf diese Wahrnehmung eine Million Euro. Habe ich schon mehrfach erlebt. Sie glauben oder wollen etwas wahrgenommen haben, das es nicht gibt. Selbst wenn man denen ein Video vorspielt, daß das dokumentiert, daß rechts komplett leer war, ist die erste Aussage das Video hat die LKW´s selektiv ausgeblendet um Ihnen zu schaden. Es ist verrückt ... wenn ein solcher Mensch vom Auto den Vorschlag erhält rechts rüber zugehen. Das ist ein Drama für den betreffenden Mittelspurschnarcher ... schon klar.
Im Übrigen kann ich sagen, daß das System im R4 zwar das alles noch nicht in Gänze hat, aber das was ich bei den Probefahrten versucht hatte funktionierte überraschend gut im Vergleich zu Systemen anderer Hersteller. Renault ist da nicht weit weg oder fast auf Augenhöhe ... finde ich gut. Nutzer, die das erste oder sogar nur wenige Male ein solches System benutzen und nach siebeneinhalb Minuten sagen das funzt nicht richtig denen sei folgender Vorschlag einmal zum Nachdenken ans Herz gelegt.
Wie also könnte man vorgehen um diese Systeme sinnvoll und vor allem dauerhaft einzusetzen:
Zuerst einmal grundsätzlich offen sein für ein solches System und es auch einmal konsequent über Wochen besser Monate verwenden und vor allem aufpassen und lernen wie es sich verhält. D.h. was kann es und VIEL wichtiger was kann es noch nicht! Und vor allem zu versuchen wieder aus der eigenen Routine- und Erwartungswahrnehmung herauszukommen.
Nehmen wir das vermeintlich zu konservative Bremsen vor niedrigeren Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dieses Problem haben solche Leute, die sich entweder als zweiten Sebastian Vettel auf öffentlichen Strassen betrachten, die Verkehrsregeln eher als gut gemeinte Vorschläge empfinden oder sofort nach der ersten Fehlinterpretation des Systems alles als "Sch....." empfinden. Das Problem ist dann fast immer, daß dieser Nutzerkreis es meistens als schwer empfindet sich mit Veränderungen zu arrangieren oder grundsätzlich nach dem Motto fahren "Wo ich bin ist das Gesetz und das mache ich mir genau wenn ich es brauche und wo ich es brauche und wie ich das will".
Außerdem glauben viele Sie sind Technik offen, sind es aber nicht wirklich. Darüber hinaus wird oft eine wachsende Fahrautomation als Bevormundung empfunden, obwohl die Technik dazu nicht mehr zu stoppen ist. So wird verkrampft danach gesucht an modernen Autos lieber alte Systeme zu nutzen oder gar keine oder die neuen Systeme nach einem kurzen Versuch am besten sofort abschalten. Hier frage ich mich warum man dann das Geld überhaupt dafür ausgibt, wenn gar kein ernst gemeinter Versuch unternommen werden soll sich an die Vorteile dieser Systeme zu gewöhnen, was einfach Zeit braucht. Wer alles selbst machen will, dem würde ich zu einer alten Klapperkiste aus den Siebzigern raten und gar kein neues Auto mehr kaufen.
Dann sollte man sich grundsätzlich einmal darüber klar werden, daß diese Systeme auch im aktuellen Stand noch immer nicht ganz fehlerfrei funktionieren (können) und das man diesen Punkt einfach akzeptieren muss. Die Technik ist noch nicht ganz so weit wie es einem die Werbung suggeriert. Wir sind allerdings alle zu Nutzern geworden, die alles nur akzeptieren, wenn es 100%ig funzt und da schließe ich mich gar nicht aus. Nur sollte man differenzieren welchem System man mit dieser Einstellung gegenüber steht. Automatisiertes Fahren kann man nicht 100%ig fertig entwickeln und erst dann auf den Markt bringen, weil zu einer solchen Entwicklung auch empirische Entwicklungsphasen gehören. Deshalb steht in den Beschreibungen fünfzig mal drin "das System hat System Grenzen, die zu beachten sind". Entwickelt man bis es komplett fertig ist, kommen wir zu unseren Lebzeiten nicht mehr in den Genuss der "Zwischenstufen", die aber bereits ein erheblichen Nutzen haben.
Der nächste Schritt ist für diejenigen, die sagen das bremst zu früh, zu spät, fährt zu schnell oder zu langsam. Bitte einmal darüber nachdenken ob das System diese Mängel wirklich objektiv aufweist oder ob man sich nicht überwiegend Automatismen im Lauf der Jahre angeeignet hat, die man so in der Fahrschule gar nicht gelernt hat. Stichwort: defensives Fahren. Natürlich können Entwickler so ein System auch zum aggressiven, sportlichem oder dem was man gewohnt ist Fahren programmieren. Aber das dürfen die gar nicht, weil das KBA das nicht absegnen würde. Und schließlich soll mit einem solchen System Sicherheit und entspanntes Fahren vermittelt werden. Nicht der tägliche Kampf auf der Strasse.
Ein weiteres Beispiel: Der richtige Abstand bei 130 auf der Autobahn ist nicht 1,87m. Und da gibt´s Spezialisten für den dieser Abstand immer noch episch lang ist und keinerlei physikalisches Limit darstellt bei einer starken Bremsung des Vordermanns. Der richtige Abstand ist auch nicht 25m, der nach meinen Beobachtungen wenigstens 50% bei 130 auf der BAB fahren. Auch nicht 40m, nein, der richtige Abstand ist mindestens 65m. Genau da fängt bei vielen das Problem mit dem ACC an. Die meisten können kaum einschätzen was 65m tatsächlich sind vor allem nicht im Auto sitzend. Das System, darf gar nicht drunter liegen, denn sonst wird es vom KBA nicht zugelassen.
Ende Teil 1