....... Anfang Teil 2 ........
Zu den drei Lenkstockschaltern links, die vielleicht für nicht Renault Fahrer gewöhnungsbedürftig sind. Nein das sind sie nicht! Nach kurzem Anschauen der Funktionalitäten und nach zwei-, dreimal ausprobieren hat man das drin und dann ist das auch gut so. Alles andere was ich so hörte mutet für mich so an als ob die sogenannten Influencer nicht mehr wirklich wissen über was Sie berichten sollen. Manche können nicht mal das Datenblatt richtig lesen und haben sich vor ihrem "sogenannten" Bericht nicht mal fünf Minuten mit dem Auto beschäftigt. Das meiste was ich gesehen habe dazu ist Nonsens und reines "Fishing for Clicks". Ich stehe den drei Lenkstockschaltern neutral gegenüber. Das ist ein weiteres Bedienkonzept genau so gut oder schlecht wie andere auch, reine Gewöhnung fertig. Man kennt es vielleicht eher anders, aber Renault will es anders machen. Warum muss denn alles gleich sein ...?! Es bringt aber weder Vor- noch Nachteile.
Zu den Klimatasten: Niemals hätte ich gedacht, daß solche Schalter für mich mal entscheidend für die Wahl eines Autos sind. Machen die sogenannten Premium Hersteller auf diesem tastenlosen Minimalismusweg weiter, dann bin ich als Kunde bei denen raus. Die BMW Entwickler würde ich in Zwangsjacken stecken und reihenweise in den R4 setzen um das anzuschauen wie man das richtig macht und anschließend den Befehl erteilen das Gehirn auszuschalten, kein weiteres Meeting und Diskussion zu führen und das exakt so zu kopieren, aber exakt so. Das ist perfekt von Renault umgesetzt, haptisch und funktional top. Hier sehe ich kein weiteres Verbesserungspotenzial. Alles andere dazu ist dann ab Platz 2 zu finden und dahinter. Mehr gibt´s dazu nicht zu sagen.
Kofferraum und Gepäckabteil hatte ich schon im vorigem Post schon beschrieben, das ist für diese Fahrzeugklasse aussergewöhnlich gut, besser geht das nicht für ein 4,14m langes Fahrzeug. Hier gibt es auch kein Verbesserungspotenzial mehr. Selbst in größeren Autos habe ich schon schlechtere Gepäckabteile und -optionen gesehen und gehabt.
Zur Probefahrt:
Nun konnte ich die wesentlichsten Funktionen im Cockpit testen. Sicher nicht alle, aber das Wichtigste. Bis zum Schluß konnte ich nicht wirklich das nervige Gebimmel abschalten, aber das geht sicher denn man kann auch die Lautstärke der verschiedenen Töne beeinflussen. Zwar kann man das obernervige Gebimmel für Geschwindigkeitsübertretung ausschalten, aber es bimmelt immer noch bei jedem Begrenzungswechsel, das nervt. Aber ich habe gesehen, man kann die Lautstärke dafür auf Null setzen. Nur hatte ich keine Zeit mehr das zu prüfen.
Die komplette Bedienung ist für mich fast selbst erklärend und ich brauche für die notwendigsten Funktionen keine BDA. Google Maps läßt sich logisch und intuitiv bedienen und bietet im ersten Wurf keinen Anlass zur Kritik. Gut gemacht Renault! Das Display Mitte ist zwar nicht besonders groß, aber sehr guter Standard. Aber groß genug. Klassen gemäß - auch gut für mich. Das Dashboard hinter dem Lenker ist bunt und mit zu vielen Animationen ausgestattet. Das spricht vermutlich eher auch ein jüngeres Klientel an. Aber es ist durchaus nicht unchic. Das Display wirkt bunt und es gibt reichlich Infos, so daß ich im ersten Wurf nichts vermisse auf der Probefahrt, aber anfänglich ist mein Auge etwas überfordert bis ich dann weiß wo was ist, daß ich grade wissen will. Hier wäre ein Ticken weniger ein Ticken mehr gewesen.
Nun zu einem für mich wichtigen Ausstattungsdetail, dem autonomen Fahren Level 2. Ich mußte erst ein wenig probieren bis ich geschnallt habe wie der mit den verschiedenen Knöpfen zu bedienen ist. Das ist im BMW besser umgesetzt. Aber ich hatte schnell identifiziert wie es funzt und dann hat es auch Spaß gemacht. Er liest die Begrenzungen sauber ein und schaltet schnell das Tempo um. Aber ich konnte keine Lenkbewegung feststellen wie ich das vom BMW gewohnt bin. Das ist kein autonomes Fahren Level 2! Das ist ein einfacher ACC, ein sogenannter Radar basierender Abstands-Tempomat mehr nicht. Ausschliessen möchte ich für heute nicht, daß ich vielleicht die Lenkfunktion gar nicht eingeschaltet habe, weil nicht gefunden oder dieses Fahrzeug die Level 2 Regelung gar nicht verbaut hatte. Sehr schade für diese Probefahrt. Die meisten Nutzer dieser Klasse werden das wahrscheinlich nicht brauchen. Ich bin so daran gewöhnt, daß ich das sehr gerne auch in einem solchen Fahrzeug haben würde.
Zur Leistungsentfaltung und Fahrkomfort: Einen Vergleich zu dem was ich gewohnt bin an Leistung verbietet sich ganz einfach. Hier einfach meine Eindrücke reduziert auf einen Kleinwagen und so weit es geht objektiv. 150PS schieben den R4 ausreichend hurtig voran. Wenn er sich mal bewegt beschleunigt er auch angenehm. Aber das ist weit weg von sportlich oder von dem was ich mit bisherigen EV Eindrücken verbinde. Um es klar zu sagen die 150PS reichen für die gut 1,5 Tonnen völlig aus für alles im öffentlichen Verkehr und Alltag. Mehr darf man aber nicht wissen wollen in dem Bereich. Der 120PS Antrieb ist schon ohne Test für mich ein NoGo mal abgesehen vom zu kleinen 40 kWh Akku. Diesen Antrieb möchte ich gar nicht mehr ausprobieren.
Der Fahrkomfort ist EV typisch hoch - höher wie in jedem Verbrenner -, aber nicht sehr hoch für ein EV. Das ist bisher das lauteste EV, das ich gefahren bin. Nicht falsch verstehen der R4 fährt enorm ruhig, wenn man nur Verbrenner gewohnt ist. Der R4 ist ausgesprochen angenehm und sehr komfortabel von der Innenwahrnehmung. Aber da ist eine Frequenz im Innenraum, die ich im EV eigentlich nicht erwarten würde und auch nicht wirklich gut finde oder eben ungewohnt ist. Aber es ist trotzdem sehr ruhig bei 80-110km/h Landstrassentempo (schneller konnte ich nicht fahren). Hier würde ich in Schlulnoten eine 3+ vergeben. Aber wieder gilt für einen Kleinwagen und den Preis ist das noch gut für ein EV - nicht mehr und nicht weniger.
An der Stelle muss ich mal sagen, daß man in dem Punkt kein größeres EV testen sollte, denn dann ist die Freude über den sehr guten Fahrkomfort im R4 als EV vorbei. An dieser Stelle ist sehr viel Luft - um nicht sagen um Welten - für den Renault R4 nach oben. Den Begriff "Welten" verwende ich ungern, weil ich den selbst blöde und eigentlich übertrieben finde. Aber verglichen mit einem i4 oder i5 wähnt man sich tatsächlich in einer anderen Welt des neuen Autofahrens. Wieder weiß ich, daß der Vergleich hirnrissig ist und noch mehr hinkt, aber das muss halt auch mal gesagt werden, daß man mit dem R4 als EV kein Highend erhält.
Die Motor Power an sich ist ausreichend für alles was man mit diesem Auto machen will, aber überholen auf kürzeren Geraden muss man sich gut überlegen. Hier muss man schnell in den Fahrmodi wühlen um Sport einzulegen, damit es maximal vorwärts geht. Das ist sicher nicht die Domäne des R4. Apropos Fahrmodi. Die Multisensetaste finde ich richtig klasse und gut positioniert. Aber warum muss man erst mit einem Druck das Menü öffnen und dann durchklackern in den Modi. Ein Tastendruck zu viel und man braucht noch eine Denksekunde nach dem Menü öffnen oben drauf bis man die Modi wählen kann. Die Zeiten fehlen dann beim schnellen Entschluß zum Überholen. Die Fahrmodi haben einen sehr guten Spread, man spürt die Unterschiede deutlich. Der ECO Mode ist allerdings schon sehr lahm ausgelegt und nur zum Mitschwimmen geeignet und wenn mal alles rausholen will an Reichweite. Komfortables Fahren geht ab dem "Comfort" Modus aufwärts. Beim R4 müssen die Fahrmodi als aktives Schaltelement betrachtet werden, wenn es rund herum Spaß machen soll.
Genauso wie die beiden Schaltpaddels für Rekuperation am Lenkrad, die früher eine sequentielle Gangschaltung darstellten. Eine geniale Renault Idee für diese Funktion. Sofort habe ich diese beiden Wippen aktiv verwendet. Auch dieses Element sollte man als aktive Fahrhilfe verstehen. Da sind alle anderen Hersteller eher einfallslos bislang oder ich habe das noch nirgends wo anders gesehen.
Zur Reichweite kann ich noch nicht viel sagen, weil die Strecke zu kurz war. Aber die Anzeigen und die gefahren Kilometer sagen mir, daß 300km bei diesen guten Bedingungen keine Herausforderung darstellen. Ich würde sogar sagen mit normaler, intelligenter Ausnutzung des Streckenprofils sollten auch 350km noch leicht drin sein bei sommerlichen Temperaturen. Sogar die WLTP Reichweite könnte an optimalen Tagen möglich sein, wenn man sich etwas zusammenreißt und die Energie Spartricks anwendet auch ohne ein Verkehrshindernis zu werden. Erfahrene EV Fahrer dürften sehr schnell mit dem R4 an die WLTP Reichweite heran kommen.
........ Ende Teil 2 ...........